soft architecture
galerie hell, siegen
curated by uli exner and martin schäpers
performed and activated by yui kawaguchi
Die Galerie HELL, an der Universität Siegen, Fakultät II Bildung ∙ Architektur ∙ Künste, präsentiert im Department Architekturdie Ausstellung „soft architectures“ von Gabi Schillig aus Berlin.
Die Arbeiten von Gabi Schillig liefern Anregungen für neuartige Erkundungen räumlicher Situationen, die als multimediale Ergebnisse in der Galerie HELL zu sehen sind – von der virtuellen Konstruktion von Objekten bis hin zur körperlichen Aneignung öffentlicher Räume. Beim Blick ins Fenster derGalerie HELL lassen sich die Ausarbeitungen präziser gedruckter, maßstabloser 3D-Objekte entdecken, Körper, die – vordergründig – an seelenlose Bunkerarchitekturen erinnern. Es gibt kaum einen Gebäudetypus, der sich aufgrund seines monolithischen undurchdringlichen Charakters so sehr vom öffentlichen Raum abkehrt und sich zugleich seiner Bestimmung als Schutzort für Menschen widmet, was ihn zu einem interessanten Untersuchungsgegenstand macht.
Den Objekten sind großflächige Filzarbeiten gegenübergestellt. Filze, die aufgrund ihrer Größe wie Architekturelemente wirken und den Raum zonieren. Formal wurden sie, aufbauend auf der Konzeptionierung der Objekte, nach einer eigenen Regelhaftigkeit entwickelt, die dierationale funktionsgebundene geometrische Strenge des Bautyps Bunker ebenso reflektiert, wie die Gesetzmäßigkeiten menschlicher Proportionsverhältnisse. Diese Prozesshaftigkeit in der Formfindung von 2- und 3-dimensionalen Objekten findet in der Performation einen zusätzlichen Anhaltspunkt für weitere Erkundungen von räumlichen Situationen. Räume, reaktionsfähige Räume, in der die Arbeit mit dem Körper und die Bedingungen, unterdenen er sich entfaltet, auf ein tektonisches Feld verweisen. Die geometrische Fläche des Filzes wird in der Benutzung zu einer instabilen, launenhaften Raumfigur. Die Zurückgewinnung des öffentlichen Raums, der mehr und mehr zu einer kommerziellen Verfügungsmasse geworden ist, steht mit dieser Performance im Vordergrund. Gabi Schillig arbeitet mit Filz, das als archaisches Material in der Bearbeitung wandelbar ist wie eine formbare Skulptur. Die japanische Tänzerin Yui Kawaguchi besetzt diese Filzfläche, um so Möglichkeitsräume auszuloten, in dem sie sich einen eigenen Zugang zum Material und zur Umgebung verschafft sowie einem eigenen intuitiven choreografischen Muster folgt. Durch die Flexibilität des Mediums Filz kommt es zu kontinuierlichen neuen Raumerfahrungen, die textile Fläche wird zu einer zweiten Haut, zu einem erweiterten Körper, der Schutz bietet, aber auch kommuniziert und Dialoge mit der Umgebung aufnimmt. Mit dem bewegten Körper als Ganzes werden die meisten unserer Wahrnehmungen vermittelt.
Der Raum wird dabei als fortlaufende Erfahrung betrachtet und ersetzt die mediale Homogenisierung. Waren die anfangs erwähnten Objekte noch als spielerische Erprobungen zu verstehen, hat sich dieser Gedanke in der weiteren Bearbeitung in ein körperliches Spiel verwandelt, das als ein Bestimmungsmerkmal des Menschen im Zentrum dieser Ausstellung zu verstehen ist.
Text: Ulrich Exner
Die Arbeiten sind ab dem 23.09.2021 zu besichtigen, Finissage und eine Performance von Barbara Berti finden am 29.06.2022 um 17:00h statt.
Universität Siegen
Department Architektur
Paul-Bonatz-Str. 9-11, PB A 120/3 1.OG
57068 Siegen
Zur Ausstellung erscheint der Katalog „soma. on matters, spaces and bodies“, gestaltet von Stahl R, Berlin.